Am vergangenen Samstag fanden zum Mecklenburg-Vorpommern-Derby wieder 315 Volleyball-Fans den Weg in die Stralsunder Diesterweg-Sporthalle. In der 2.Bundesliga Nord ist dies ein Spitzenwert in der Zuschauergunst und alle Gastmannschaften schwärmen von der Atmosphäre. Nur im niedersächsischen Volleyballdorf Emlichheim liegt der Zuschauerschnitt noch höher. Allerdings könnte dies bald der Vergangenheit angehören, denn der 1.VC Stralsund steht vor argen Personalsorgen für die kommende Spielzeit.

„Es hat sich in dieser Saison bereits angedeutet, dass einige Mädels Beruf und Volleyball nicht mehr so leicht miteinander verbinden können. Nach Nadine Gerbert und Lena Schmitt werden daher auch weitere Spielerinnen in der kommenden Saison nicht mehr zur Verfügung zu stehen“ so der langjährige VC-Trainer André Thiel. Die Mannschaft, die den Aufstieg in die 2.Bundesliga geschafft hatte, fällt zusehends auseinander. Die 2.Mannschaft des Vereins spielt in der Verbandsliga von Mecklenburg- Vorpommern (5.Liga). Ein hoffnungsvoller Jugend-Jahrgang ist nach dem Erreichen der Deutschen Meisterschaften U16 und dem Weggang von Jugend-Nationalspielerin Lene Scheuschner komplett weggebrochen. Aus der eigenen Jugendarbeit ist damit für das Bundesliga-Team in naher Zukunft keine Ergänzung in Sicht. Neue Spielerinnen in den Nordosten zu locken, ist leider nicht so einfach. Trotz Universitäten in Rostock und Greifswald und Fachhochschule in Stralsund. Gerade hat wieder eine Spielerin abgesagt. „Studium, Nebenjob und Volleyball in der 2.Bundesliga wird ihr zu viel. Leider ist es heute so, dass das Studium mit einem Minijob finanziert werden muss. Dann fällt Volleyball oft hinten runter“ so André Thiel. Gleichzeitig versucht der Verein den Etat für die kommende Saison noch deutlich anzuheben. „Wir liegen erheblich unter dem Durchschnitts-Etat in der 2.Bundesliga. Mit dem bisherigen Umfang ist eine 2.Liga im Volleyball einfach nicht mehr möglich. Dies müssen wir uns so eingestehen. Zumal es künftig wohl auch Mindestetats in der 2.Liga geben wird, an die wir bislang nicht heranreichen“ berichtet Vereinsvorsitzender Steffen Täubrich. „Wir müssen jetzt einen großen Schritt zur weiteren Professionalisierung gehen. Dann hat der Bundesliga-Standort Stralsund auch auf Dauer eine Chance. Ansonsten wird höherklassiges Volleyball wohl für längere Zeit in der Region nicht stattfinden.“ Nun muss sich entscheiden, ob Volleyball in Stralsund weiter stattfinden soll oder nicht. Findet sich keine Lösung für die Personalprobleme, wird der Verein keine Lizenzunterlagen einreichen. Harakiri wird es nicht geben. DS