Der neue Trainer der Stralsunder Wildcats ist gefunden – und irgendwie gar nicht so neu. Robert Hinz hat mit dem BBSC zwei Jahre lang gegen die Wildcats um Punkte in der 2. Bundesliga Nord gekämpft und ähnelt sehr dem alten Trainer.

 

Der Name des Neuen waberte schon monatelang in Stralsund umher, jetzt erst steht er offiziell fest: Robert Hinz ist neuer Trainer der Stralsunder Wildcats. Der 28-Jährige kommt vom Ligakonkurrenten BBSC. Damit schließen die Zweitliga-Volleyballerinnen vom Strelasund die Lücke, die nach dem Rückzug von André Thiel entstanden war. Unweigerlich drängt sich ein Vergleich zwischen Vorgänger und Nachfolger auf, denn Hinz und Thiel „ähneln sich sehr“, sagt Vereinschef Steffen Täubrich.

Beide unterrichten hauptberuflich Sport, nur in den Zweitfächer unterscheiden sie sich (Thiel Geografie, Hinz Englisch). Beide haben früh ihre Trainerkarrieren begonnen (Thiel mit 18, Hinz mit 23). Beide sind echte Volleyballfreaks, obwohl sie in einem anderen Sport groß geworden sind (Thiel als Turner, Hinz als Judoka). „Ich kann wie André tage- und wochenlang über Volleyball philosophieren“, sagt Hinz. Und das können sie in Zukunft prima gemeinsam machen, denn beide wohnen nur wenige Meter voneinander entfernt in der Stralsunder Altstadt.

Die Fußstapfen, in die Hinz tritt, sind riesig. In den vergangenen 22 Jahren hat Thiel aus Hobby-Volleyballerinnen auf unterstem Niveau ein semi-professionelles Spitzenteam der 2. Bundesliga geformt. Doch der neue Mann kommt nicht an den Sund, um als jüngere Thiel-Version das angehäufte Erbe bestmöglich zu verwalten. Hinz will weitere – eigene – Fußstapfen in Stralsund hinterlassen. „Ich habe in Berlin aufgehört, weil ich mich volleyballerisch professionalisieren möchte. Also hieß es: Entweder als Co-Trainer in der 1. Liga oder bei einem ambitionierten Zweitligist als Cheftrainer arbeiten“, sagt Hinz. Mit dieser Ambition passt er gut ins Profil des 1. VC Stralsund, der mit den Wildcats binnen drei Jahren erstklassig sein möchte.

„Das ist eine Aufgabe, auf die ich total Bock habe! Wenn es nach mir geht, ist das eher ein Einjahresplan“, sagt Hinz lachend. Der Berliner ist sehr ehrgeizig, bremst sich aber selbst: „Es ist vermessen zu sagen, dass wir schon in der kommenden Saison Erster oder Zweiter werden. Aber wir wollen oben mitspielen!“

Um das Bestmögliche rauszuholen, stützt sich Hinz besonders auf Zahlen. Da ist er, der große Unterschied zum Vorgänger. Während Thiel mit analogem Taktikbrett und Fingerzeichen am Spielfeldrand gestikuliert, klemmt bei Hinz ein Tablet zwischen den Fingern, auf dem Spielwiederholungen und Statistiken flimmern. „Ich bin ein zahlenverliebter Trainer. Ich glaube, ohne die geht es auf hohem Niveau nicht. Und sie lügen nun mal nicht. Ich gleiche gern mein Gefühl mit Zahlen ab“, verrät Hinz.

Inwieweit sich die Spielanlagen unterscheiden, wird die Vorbereitung ab Ende Juli zeigen. Der BBSC schaffte im ersten Jahr unter Hinz als sehr schnell spielende Mannschaft in der annullierten Saison 2019/20 auf Platz zwei. Ob künftig auch in Stralsund Hochgeschwindigkeitsvolleyball zu sehen sein wird, ließ Hinz offen: „Wir müssen sehen, was der Kader kann, dann legen wir eine Philosophie fest, die wir unseren Gegner aufdrücken wollen.“

Die Kaderplanungen, in die sowohl Hinz als auch Thiel involviert sind, laufen noch. Auf der Trainerposition sind die Wildcats schon mal gut besetzt.

von Horst Schreiber