Eine außergewöhnliche Situation stellt alle Beteiligten vor eine Entscheidung
In einer sportlichen Auseinandersetzung ist es legitim nach dem Erfolg zu streben, dennoch sollte sportliche Fairness und Respekt immer eine wichtige Rolle spielen.
Die Eintragung im Spielprotokoll liest sich lapidar: „Die 2.Schiedsrichterin konnte das Spiel nicht fortsetzen (Brille ging zu Bruch, und Verletzung am Auge). Als Ersatz fungiert der Co-Trainer von Grimmen… Beide Mannschaften waren mit dem Ersatz-Schiedsrichter einverstanden.“
Aber wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist, war schon außergewöhnlich. Als erstes wurde in der Halle nach Ersatz gefragt und es haben sich zwei Lizenzinhaber gemeldet – der Co-Trainer von Grimma und ein mitgereister Vater einer Stralsunder Spielerin. Das Gespräch zur Lösung des Problems fand zunächst mit dem Schiedsrichter, den beiden Kandidaten und dem Grimmaer Management (warum war Stralsund nicht einbezogen?) statt. Die Sparkassen Wildcats wurden dann in Kenntnis gesetzt, dass Grimma sofort Protest einlegt, wenn der Schiedsrichter aus dem Stralsunder Lager mit der Aufgabe betraut wird, mit dem Co-Trainer sei man einverstanden. Die Ablehnung durch das Management wurde unter anderem damit begründet, dass man nicht wisse, ob bereits mehrere Biere konsumiert wurden – eine Einstellung die menschlich nicht akzeptabel ist.
Nun beriet die Stralsunder Seite die Situation und fällte im Interesse des Sports, der Zuschauer und im eigenen Interesse (wollte vermeiden, dass das Spiel eventuell erneut angesetzt wird) die Entscheidung, die Fortsetzung des Spiels mit dem Co-Trainer als 2. Schiedsrichter zu akzeptieren. In einer Beratung mit allen Beteiligten wäre die Unterbrechung wesentlich kürzer ausgefallen.
Nach der Fortsetzung und Beendigung des Spiels gab es keine positive und anerkennende Reaktion von Grimmaer Seite. Nur der eingesetzte 2. Schiedsrichter zeigte Verständnis für den Redebedarf nach Spielschluss.
Außergewöhnlich auch, dass einen Monat nach Saisonbeginn im zweiten Heimspiel immer noch keine MVP Medaillen vorhanden waren und die Stralsunder diese noch mitbringen durften. Man könnte den Eindruck gewinnen, Grimma hat mehr Probleme als die Verfügbarkeit der Halle.
Das Spiel geriet dann fast zur Nebensache. Die Sparkassen Wildcats waren am Ende noch zufrieden, einen Punkt mitgenommen zu haben. Nach zwei gewonnen Sätzen ging auch unter diesen Umständen die Konzentration verloren, leider auch das Spiel.
Von Steffen Täubrich (VC)
